Wahlstedts
Politik winkt mittlerweile entnervt beim Thema Asphaltmischwerk ab. Mutmaßungen
und Misstrauen verhindern eine sachliche Diskussion. Übrig bleiben Bürger, die
sich im Stich gelassen fühlen…“
(LN-online, 18.10.2019)
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KOMMENTAR ZU: “Asphaltmischwerk
Wahlstedt: Hickhack um Schadstoffmessungen“ (LN, 19.10.2019)
Wenn
geplagte Anwohner den Gestank nach „Teer und Gummi“ beklagen, haben sie klar
ihre seit Jahren regelmäßig wiederkehrenden Belastungen mitgeteilt. Im
laufenden Jahr sind die Belastungen noch gestiegen.
Allein im
August 2019 meldeten Bürger aus Wahlstedt an 14 Tagen, dass sie und ihre Kinder
wegen des Gestanks vom Asphaltmischwerk in ihre Häuser flüchten mussten (vgl.
Meldungen ans Immissionskataster; www.initiative-wahlstedt.de).
Also ist es folgerichtig, diese Wahrnehmungen mitzuteilen. Da Bürgern Überprüfungen – wie im Artikel genannt - in den hier nötigen Dimensionen nicht möglich sind, interpretieren sie den Gestank auf Laien-Art, können ihre Vermutungen jedoch nicht belegen. Aber sie fordern entsprechende Untersuchungen seit ca. 10 Jahren, ebenso Antworten auf konkrete Fragen. Immer wieder wurden sie beschwichtigt.
Es ist ja möglich, dass kein schädlicher Altasphalt verwendet wird, aber genau dieser verursacht Fachleuten zufolge den beschriebenen „Teergestank“. Möglich ist auch, dass im Produktionsprozess kein Gummistaub verwendet wird, aber der Gestank deutet darauf hin. (In Expertisen wird ja auch im Zusammenhang mit Flüsterasphalt von „gummi- bzw. polymermodifiziertem Bitumen“ gesprochen. Beispiel: https://www.asphalt.de/fileadmin/user_upload/DAV-INFO_Gummi_Linstow.pdf)
Herr
Kubitschke (TÜV Nord, im Artikel zitiert): „Beim Lärm…wären innerhalb einiger
Monate Messungen sicherlich machbar.“ Fachkollege Manfred Plaetzer,
Experte für Geruchsmessungen, ergänzt hierzu: „Wir beurteilen die Gerüche und haben da sehr viel Erfahrung
mit Asphaltmischwerken.“
Derartige Geruchsmessungen sind nur leider nie erfolgt. Bei einzelnen Schallmessungen wurde grundsätzlich der Lärm am Industriegleis, (verursacht durch 2 Dieselloks mit laufenden Motoren, Radladern und anderen Aggregaten sowie LKW) ausgeklammert.
Gleisbetreiber (Stadtwerke Wahlstedt), Asphaltmischwerk (inklusive dem gleichenorts angesiedelten Betrieb H. Wegener Baustoffhandel) und Aufsichtsbehörde LLUR erklärten sich für nicht zuständig.
Übrigens: Aus
von uns angeforderten Unterlagen vom LLUR geht hervor, dass bisher keine
Immissionsmessung am Asphaltmischwerk je unter Volllastbetrieb erfolgt ist. Ist
das üblich?
Plausibel hinsichtlich
der Windeinflüsse ist die Sichtweise des Fresenius-Instituts Hamburg. Aber: Auch
die oben genannten Lärm- und Geruchsmessungen werden durch Winde und Neben-Schauplätze
beeinflusst. Und: Zumindest die Herkunft
der groben Stäube lässt sich durch Sichtkontrolle vor Ort eindeutig
feststellen.
Seltsam erscheinen manche Aussagen des Asphaltmischwerk-Geschäftsführers: Die „Gerüche aus Kohlenwasserstoffverbindungen in Bitumen“ seien „nicht sonderlich giftig“. Wir Laien kennen nur die Kategorien „giftig“ und „ungiftig“.
Und: „PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) seien „eher ein Problem beim früher verwendeten Teer“ (seit 1984 verboten). Wie ist dies zu verstehen?
Auch die Aussage des Landesamtes für Straßenbau ist nicht eindeutig; sie nennt Straßen in Schleswig-Holstein, bei denen „in den vergangenen Jahren“ kein Gummi dem offenporigen Asphalt („Flüsterasphalt“) zugemischt wurde: A1, A20 und A215. Wie ist es da wohl bei allen übrigen Straßen, die im Versorgungsradius unseres Asphaltmischwerks liegen? Und wie ist der Stand für 2019?
Eindeutiger
ist Folgendes: Fundierte Messungen kosten viel Geld. Geld, das man in andere
Vorhaben investieren könnte.
Aber diese
Aussage des Zeitungsartikels trifft den Nagel auf den Kopf:
Bürger
fühlen sich im Stich gelassen!
Albert Holm,
Wahlstedt